Von Eulenspiegel bis Pippi Langstrumpf


Szene aus dem Spiel der Niebüller Fünftklässler: Die "plattdeutsche Pippi Langstrumpf" stört den Unterricht. Foto: köhler

Artikel aus dem Flensburger Tageblatt vom 5. März 2012

Von Eulenspiegel bis Pippi Langstrumpf –
„Kinner und junge Lüüd wiest wat op Platt“
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„Plattdüütsch op’n Scheersbarg“ lautete das Motto des diesjährigen Spielgruppentreffens auf dem Angelner „Kulturberg“. Sechs Gruppen aus dem Landesteil Schleswig präsentierten ihre Inszenierungen. Vorausgegangen war eine Art Kurskorrektur durch ein Planungsgremium, in dem unter anderem die Kulturstiftung des Kreises Schleswig-Flensburg, die Landesarbeitsgemeinschaft Spiel und der Schleswig-Holsteinische Heimatbund (SHHB) vertreten sind. Die Veranstalter verständigten sich darauf, mehr Wert als bisher auf die Pflege der plattdeutschen Sprache zu legen – und gleichzeitig den Anspruch an die Qualität der Aufführungen als eher zweitrangig zu betrachten.

„Kinner und junge Lüüd wiest wat op Platt“ hieß es dazu in der Ausschreibung, so dass auch Lesungen und szenische „Standbilder“ willkommen gewesen wären. Aber dazu kam es nicht: Die jungen Darsteller überzeugten mit Sketchen und Kurzspielen, die von den Regisseuren bühnenwirksam und bunt in Szene gesetzt worden waren.

Eulenspiegel und Pippi Langstrumpf gaben sich die Ehre, eine Prise Loriot war dabei und das märchenhafte Geschehen rund um eine Wundermaschine. Marianne Ehlers, Referentin für Niederdeutsch des in Molfsee ansässigen SHHB, bezeichnete den Scheersberg als „Hochburg des plattdeutschen Spiels“ für die Altersgruppe von zehn bis 14 Jahren und sagte: „Es ist erfreulich, mit welchem Spaß und Schwung sich viele Kinder in den Schulen und hier auf dem Scheersberg dem Niederdeutschen widmen.“ Und sie fügte hinzu: „Das Theaterspiel ist ein gutes Transportmittel für die Sprache.“

Nach jeder Aufführung saßen die Gruppen am Bühnenrand und beantworteten, ermuntert von Moderator Jann Rothberg, Fragen aus dem Publikum. Gleich mehrmals trat die erfahrene Sprachenlehrerin Malene Godburgsen mit Szenenfolgen in Aktion. Unter anderem hatte sie „Ulenspegelgesichten“ aus der Feder von Erich Kästner ins Niederdeutsche übertragen und mit Sechstklässlern aus der Regionalschule Niebüll einstudiert. Da geht beispielsweise der Clown aus Mölln auf Jobsuche und scheitert, weil er die Leute nicht so recht ernst nehmen kann.

Einen sozialen Bezug stellt Malene Godburgsen mit Fünftklässlern her, die in Anlehnung an Grimms Märchen vom „Steerndaler“ ihre Kleidungsstücke selbstlos auf der Straße an frierende Passanten verschenken. In einem dritten Spiel lässt die Niebüllerin die „plattdeutsche Pippi“ in die Schule gehen. Die Figur von Astrid Lindgren kann sich aufgrund ihrer Eigenwilligkeit nicht anpassen und verlässt den Unterricht nach einer Auseinandersetzung mit dem Lehrer.

Die Kinder- und Jugendtheatergruppe Horstedt (Leitung: Inga Matthiesen) bewies, dass humoristische Kurzszenen eine treffliche Möglichkeit sein können, um die Begeisterung am Niederdeutschen zu erhalten. Da überhäuft eine Ehefrau nach „Fieravend“ ihren um Ruhe bedachten Mann mit Vorwürfen über seine Lethargie und an anderer Stelle wird verraten, warum Oma „een kugelsekere West“ trägt.

Heide Freichel von der Grundschule Enge-Sande ließ mit ihrer Plattdeutsch-AG in buntem Bühnenbild die neun „kloken Büsumers“ aufmarschieren, die am Strand einen der ihren vermissen und schließlich die Nase in den Sand stecken, ehe sie – nach mehrmaligem Abzählen der Löcher – erfreut feststellen: „Keen een is versupen.“ Das Finale bestritt die LAG-Werkstattgruppe des Scheersbergs unter Leitung von Heide Bachmann und Garnet Desler mit ihrem farbenprächtigen Szenario rund um die von „Professor Weet nich wat“ erfundene Maschine, die viele Wünsche erfüllen kann.

Fazit des Treffens: Der Jugendhof und seine Mitstreiter haben großen Anteil daran, dass in der jungen Generation „Plattdüütsch levt“, allerdings nur in Nischen wie in Niebüll, wo es engagierte Förderer gibt.
hjk