|
|
Auch Vampire haben Liebeskummer Schüler des neunten und zehnten Jahrgangs der Regionalschule Niebüll begeistern mit Blutsauger-Musical ihr Publikum Niebüll
Düsteres Halbdunkel und aufsteigender Nebel, aus dem sich die Konturen von Grabsteinen abzeichnen und durch den dunkle Gestalten huschen. Ein bisschen gruselig war er schon, der Auftakt zum Musical der Regionalschule Niebüll. Und es sollte auch in den folgenden 90 Minuten so bleiben. Hinter dem Titel „Biss… ich“ des Singspiels war kaum zu vermuten, dass es so gruselig-unheimlich werden würde.
Eltern, Gäste, Lehrer und Mitschüler waren gespannt, was da auf der Bühne der Stadthalle ablaufen und in was für eine Horrorgeschichte die Schülerin Lara da hinein geraten würde. Nach dem Inhalt der Story hatte sie ein miserables Zeugnis nach Hause gebracht. Sie geriet mit ihrer Mama in Streit. Des Zoffs überdrüssig beschloss sie, abzuhauen – mitten in der Nacht.
An der Bushaltestelle begegnet sie Viktor, einem Vampir, der, wie sich später herausstellte, in diesen blutdürstigen Status geraten war, nachdem er von einer Vampirin gebissen worden war. Seither lebt er in einer Gruft, aus der er nächtens aufsteigt, um sich an Lebenden beißend gütlich zu tun. Viktor und Lara, die schnell ein Auge auf einander haben, verabreden heimliche Treffen, merken aber bald, dass sich derlei Dates schwierig gestalten – und noch schwieriger, als der böse „Chefvampir“ Theo Wind davon bekommt. Die Situation eskaliert. Viktor wird seine dunkle Kutte los, verliert seinen Status und wird von der Solidargemeinschaft der Friedhofsvampire ausgestoßen. Was ihn jedoch stark macht, ist die inzwischen aufgeblühte Zuneigung zu seiner Lara, die die Geschichte schließlich in ein Happy End münden lässt.
Ausgedacht, komponiert, getextet und als Musical eingerichtet hat diese Geschichte Hanne Juliane Jensen, Referendarin an der Regionalschule Niebüll. Nach ihrem zweiten Examen wird sie in den Fächern Englisch und Musik unterrichten. Das Musical wird sie in ihre Examensarbeit einbringen und dürfte nach dessen Erfolg schon mal etliche Pluspunkte sicher haben. Vor dem Erfolg stand freilich ein Jahr harter Arbeit: Das Textbuch musste geschrieben, die Musik komponiert und in einem Flensburger Studio für die Playbacks zusammengefügt werden.
Auch die Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern dauerte ihre Zeit, dürfte für die Pädagogin aber zu einem tollen Erlebnis geworden sein – zumal sie es verstand, aus ihren Protagonisten eine bewundernswerte Begeisterung herauszukitzeln. Im Musical wirkten 16 Darsteller mit, allesamt aus dem Wahlpflichtkurs Musik des neunten und zehnten Jahrgangs. Der Chor setzte sich aus Schülern und Schülerinnen mehrerer Jahrgänge zusammen. Gesungen wurde live mit Begleitung vom Band – übrigens perfekt und stimmlich sauber.
Hanne Jensen hatte Helfer. Beim Texten half ihr der Flensburger Michael Wempner, wobei auch daran gedacht wurde, die Vampirgeschichte mit einem Schuss Humor zu würzen – etwa dann, wenn es an Blut mangelte und eine Blutwurst her musste. Bei der tollen Kulisse half das Friesencenter, die Tontechnik besorgte Sven Stümer, die Beleuchtung Kollege Thomas Andersen und die Kostüme Johanna Rätsch, während das Plakat von Schüler Tobias Bölke entworfen wurde.
Nach dem Musical im Jahr 2007, angelehnt an das Rock’n-Roll-Stück „Grease“, war es das zweite Musical, das an der Niebüller Schule gespielt wurde. Es dürfte der Auftakt zu einer Serie weiterer Aufführungen sein, wenn die Schule ihre begabte Kollegin nach ihrem zweiten Examen behalten kann. „Sie ist uns willkommen, weil wir in den Fächern Englisch und Musik einen echten Bedarf haben“, sagte Rektor Hans Ferdinand Sönnichsen, der ebenso begeistert war wie die 300 Besucher in der Stadthalle.
Dieter Wrege
|