Plattdeutsch am Scheersberg

Artikel aus den Schleswiger Nachrichten vom 9. März 2009


 Niebüller Neuntklässler brachten bunte Szenen nach einem Märchen von Greta Marcussen auf die Scheersberger Bühne. Foto: Köhler


Amüsante Beiträge zum Erhalt des Plattdeutschen

Scheersberg: Kinder und Jugendliche spielten Theater

Quern
/ hjk – Am Bühnenrand des Scheersberger Ostsee-Forums hat eine junge Märchenerzählerin Platz genommen. In den Händen hält sie ein großes Buch. Während sie daraus vorzulesen beginnt, erscheinen nacheinander die handelnden Personen in bunten Kostümen: arme Leute von einer „Insel“, aber auch gekrönte Häupter. Im Blickpunkt des Geschehens steht ein Mädchen namens Katarina Negenklook. Über diese Figur schreibt die Nordstrander Heimatdichterin Greta Marcussen: „Dor weer mal so’n klook Buerndochter, de weer ok schmuck un rank, und doch much eer nümes liden... .“

Beim 29. Niederdeutschen Spielgruppentreffen für Kinder und Jugendliche verdiente diese eindrucksvolle Aufführung der „Plattdeutsch-AG“ von Neuntklässlern aus der Regionalschule Niebüll am Wochenende besondere Anerkennung: Unter Anleitung von Malene Gottburgsen hatten sich die 15 Mitwirkenden die Szenen einschließlich der Dialoge aus dem Märchenbuch von Greta Marcussen weitgehend eigenverantwortlich in halbjähriger Probenarbeit zusammengestellt. Zugleich verhalfen sie einer heute fast vergessenen schleswig-holsteinischen Autorin zu einer Art „Wiederbelebung“.

Diesen Umstand würdigte nach der Aufführung eine Nichte der Heimatdichterin, indem sie voller Dankbarkeit allen Akteuren einen Sammelband über das plattdeutsche Werk der Nordstranderin überreichte.

Beeindruckt von alledem zeigte sich auch die Schirmherrin des Treffens, Caroline Schwarz. Als Beauftragte für Minderheiten und Kultur des Ministerpräsidenten sagte sie, diese traditionelle Veranstaltung wie auch die Scheersberger Werkstätten böten jungen Menschen großartige Möglichkeiten zum Ausprobieren, Darstellen und zum Entdecken eigener Talente. Wichtig sei außerdem, dass alle in einer Gruppe von Gleichgesinnten „viel Spaß haben und zur Pflege und dem Erhalt der niederdeutschen Sprache beitragen.“

Jann Rothberg, humorvoller Moderator der Spielgruppentreffens, verdeutlichte: „Ohne die finanzielle Förderung des Landes könnte diese Begegnung nicht stattfinden.“

Dem Publikum gefiel im Verlauf des Spielgruppentreffens auch die kindgerecht inszenierte und von Heidi Freichel ins Niederdeutsche übertragene Spiel-Version „Mimi Muus söcht ein Fründ“. Drittklässler der Lecker Grundschule „An der Linde“ zeigten mit Hilfe von an Stäben befestigten Tierfiguren, wie eine Feldmaus auf ihrer Wanderung durch die Fauna unterschiedlichen Spezies begegnet: darunter Schildkröte, Fisch, Elefant und Giraffe – alles keine Partner. Die Suche des Mäuserichs endet bei einer Artgenossin.

Weitere Aufführungen – unter ihnen ein Bilderbuch „Deerten sind ok blots Minschen“ der Lütt Speeldeel aus Oeversee – zeigten das breite Spektrum der plattdeutschen Theaterarbeit im Landesteil Schleswig. Die Kindertheatergruppe Horstedt und die Spielgruppe von Fünftklässlern aus Niebüll steuerten bunte Spiele mit weihnachtlichem Bezug bei.

Aus Hintergrundgesprächen ergab sich, dass für die meisten jungen Darsteller das Platt eine Fremdsprache darstellt, die – wie Englisch – erst mühsam erlernt werden muss.

Unter den aufmerksamen Beobachtern: Willy Diercks, Geschäftsführer des Schleswig-Holsteinischen Heimatbundes, sowie zwei Vertreter des schleswig-holsteinischen Amateurtheaterverbandes. Diercks deutete an, dass hinter den Kulissen Überlegungen laufen, ob und in welcher Form auch wieder Erwachsenen-Gruppen gewonnen werden können, die sich auf dem Scheersberg – wie früher – einem Landeswettbewerb stellen wollen.