Sprachenvielfalt vor dem Altar

Scheckübergabe mit (v.l.) Malene Gottburgsen, Wiebke Jensen, Hans Ferdinand Sönnichsen und Ingwer Oldsen. Foto: dew


Artikel aus dem Nordfriesland Tageblatt vom 13.12.2010

Sprachenvielfalt vor dem Altar
Plattdeutscher Gottesdienst mit Spenden-Übergabe
Niebüll

Der einst in den norddeutschen Kirchen gängige Brauch, Gottesdienste in plattdeutscher Sprache zu halten, lebt wieder auf. Am dritten Advent fand ein Gottesdienst auf Platt in der Christuskirche statt, gehalten von Gertrude von Holt-Schermuly (Hallig Hooge), der Plattdeutschbeauftragten im Kirchenkreis Nordfriesland. Die frühere Niebüllerin war zum Gottesdienst von ihren jetzigen Wohnsitz auf der Hallig extra aufs Festland gekommen.

Anlass war die Überreichung einer Spende der Ahrenstorf-Stiftung „Mien Moderspraak“ an die Regionalschule, deren engagierte Spracharbeit für das Plattdeutsche damit gewürdigt wurde. Weitere Schecks über je 500 Euro sind der Grundschule Horstedt und Kindergärten in Viöl und Tönning zugedacht. Den Scheck für die Regionalschule überreichten Stiftungsvorsitzende Wiebke Jensen (Hattstedt) und Vize und Schriftführer Ingwer Oldsen (Husum) an die Plattdeutsch-Lehrerin Malene Gottburgsen und Rektor Hans Ferdinand Sönnichsen.

Der Gottesdienst wurde belebt von Darbietungen der Schüler, die „Maleschen“ und Pannen, wie sie auch schon mal zu Weihnachten passieren, in der „Moderspraak“ aufs Korn nahmen. Da ging es um einem Knaben, dem der Besuch beim Psychiater empfohlen wurde, weil es mit seinem Glauben an den Heiligen Nikolaus nicht so recht klappen wollte. Oder da wurde die Frage erörtert, ob man im Himmel auch einen PC bekommen kann. Wirrwarr bei der „Geschenkeausgabe“ war ein weiteres Thema. Und schließlich ging es auch um die Frage, wer wohl von wem was geschenkt bekommt.

Im übrigen demonstrierte die Regionalschule neben dem Hoch- und Plattdeutschen Sprachenvielfalt. Migrantenkinder gingen ans Mikrophon und erklärten, welches ihre Muttersprache ist, verkündeten aber auch stolz, dass sie längst Platt bei ihrer Lehrerin Malene Gottburgsen gelernt haben. Das bewiesen sie dann auch im Spiel vor dem Altar, der für eine Stunde zur „sprachlichen Bühne“ wurde. Zu Wort und darstellendem Spiel kamen Schüler mehrerer Jahrgänge, aber auch ehemalige Schüler.

Malene Gottburgsen stattete am Ende des Gottesdienstes einen Rundum-Dank ab: der Stiftung, die sie in diesem Jahr schon mal bedachte, Ingwer Oldsen, „de över’t Plattdütsche Zentrum in Leck immer för uns door is“ , ihrem Mann, der die plattdeutsche Arbeit stets unterstützt hat und schließlich der Kirchengemeinde Niebüll, so einen festlichen Gottesdienst erleben zu dürfen. Dank und Anerkennung gab Gertrude von Holt-Schermuly an die Kinder für ihr beherztes Spiel zurück. Sie äußerte sich froh darüber, dass die plattdeutsche Sprache in die Kirche heimgekehrt ist.
dew

Stiftung „Mien Moderspraak“
Gründer der Stiftung ist Hans Ahrenstorf. Er war von 1963 bis 1980 Leiter der Friedrich-Paulsen-Schule in Langenhorn. 2003 wurde er für seine Verdienste um den Erhalt der plattdeutschen Sprache mit dem Hans-Momsen-Preis ausgezeichnet. Bekannt wurde Ahrenstorf durch zahlreiche Veröffentlichungen wie zum Beispiel seinen Bildband und die Fotosammlung „Dörpslüüd und Dörpsleven“.